Geschichte derer von Wirme und Agram - von 1208 bis 1263

Ich erzähle hier die fiktive Geschichte des Wilhelm von Wirme und seiner Frowe Magdalena di Agram, wie sie war, oder hätte sein können.
 
Am 26. Juni, im Jahre des Herrn 1208, fünf Tage nach dem Mord an Philipp von Schwaben, wurde Wilhelm als Sohn des Edwin von Wirme und seiner Gemahlin Bettina von Weis in Villa Wirme, nahe der Stadt Pforzheim, geboren.
Der Name Wirme kommt wahrscheinlich aus dem keltischen und bedeutet „die Schlängelnde“. Was auf den Fluss Wirme bezogen war.
 
Wilhelms Vater gehörte zum Niederadel und war Lehnsmann des Berthold von Kräheneck. Er war Burgvogt auf Burg Liebeneck und dem dazugehörenden Dorf Wirme im Wirme- Tal und Halter des Zehnthofes des Klosters Hirsau in Pforzheim.
Da die Herren von Kräheneck keine Nachfolger hatten, übergaben sie alles an die Herren von Weißenstein, die zum freiherrlichen Adel gehörten. Dadurch wurden die von Wirme Lehnsmannen derer von Weißenstein. Die Weißensteiner aber, waren Lehnsmannen des Herzog Hermann von Baden und staufisch. Wilhelm kam mit 7 Jahren zu Belrem von Weißenstein als Page. Wurde im Lauf der Jahre Knappe und Schildknappe und folgte mit seinem Herrn im Frühling Anno Domini 1227, im Alter von 19 Jahren, dem Aufruf  Kaiser Friedrich des II. zu seinem Kreuzzug ins heilige Land.
 
Man sammelte sich bei Konstanz am Bodensee. Dort trafen auch die Truppen des Landgrafen Ludwig von Thüringen, des Herzog Heinrich IV. von Limburg, die Bischöfe von Passau, Hildesheim und Augsburg und etliche Schweizer Adlige ein. Sie überquerten die Alpen Richtung Mailand, gingen weiter über Parma, Bologna, Ancona, Bari bis Brindisi. Dort trafen sie auf Hermann von Salza, den Hochmeister des Deutschen Ordens und engsten Berater Friedrichs II, Anshelm von Justingen, und Jacob von Capua, den Ratgebern des Kaisers, den treuen Richard, des Kaisers Kammerdiener Lupold von Breisach und den Reichstruchsessen Werner von Bolanden mit ihren Truppen.
 
In der Zwischenzeit war es  Mitte August geworden und ca. 42.000 Kreuzzügler und ein Kontingent aus sizilianischen Mohammedanern lagerten im Inland von Brindisi in der sengenden Sommersonne Apuliens. Herzog Hermann von Baden und seine Ritter gehörten mit zur Vorhut. Sie legten nach wenigen Tagen unter der Führung des Herzogs von Limburg mit ca. 2000 Mann in Richtung Orient ab. Darunter befanden sich auch Ritter aus Frankreich, Kroatien und Venetien.
 
Die teilweise stürmische Reise ging über Candia auf Kreta, an der Insel Rodhos vorbei nach Limasol und Famagusta auf Zypern. Die Weiterfahrt nach Akkon in Palästina wo sie, mit einem Schiff Verlust, aber wohlbehalten eintrafen verlief ruhig. Auf dieser Fahrt lernte Wilhelm auch den jungen Ritter Stephan di Agram kennen, der aus einer kroatischen Familie stammte, und dessen Vater venezianischer Generalkonsul in Zadar (Sara) war. Sie verstanden sich auf Anhieb gut und blieben für die kommende Zeit zusammen.
 
Nachdem sie einige Wochen bei Akkon gelagert hatten erfuhren sie, dass nach ihrer Abreise aus Brindisi, vermutlich infolge der Hitze, begünstigt durch verschmutztes Wasser und verdorbener Nahrung, eine Cholera ähnliche Seuche ausgebrochen war. Selbst der Kaiser erkrankte daran und musste, schon drei Tage auf See, wieder umkehren. Er landete aber in Otranto. Ein Teil des Heeres starb und viele flohen in die umliegenden Gebiete. Auch Landgraf Ludwig von Thüringen, der Mann Elisabeths, war an der Folge dieser Seuche in Otranto gestorben.

Kaiser Friedrich wurde am 27. September 1227 vom Papst Gregor IX. für die Rückkehr und den nicht unternommenen Kreuzzug mit dem Bann belegt und exkommuniziert. Friedrich überwinterte mit seinem verbliebenen, kleineren Heer in Otranto und schiffte sich am 28. Juni 1228, trotz Bann und Verbotes des Papstes, mit 50 Schiffen von Brindisi nach Syrien ein. Nach 25 Tagen landete er in Limasol auf Zypern. Am 8. September traf er in Akkon ein und vereinigte sich dort mit seiner Vorhut, den Heeren der kaisertreuen Fürsten und Rittern und dem Deutschen Orden.
 
In der Zwischenzeit führte der Herzog von Limburg die Truppen weiter und Wilhelm und Stephan hatten zum Teil schwere Gefechte gegen die Sarazenen zu bestehen. Vor allem bei der Eroberung der Feste Mons Pelegrinus. Nach diesem Kampf wurde Wilhelm von Herzog Hermann von Baden zum Ritter geschlagen.
Hierbei trafen sie auch auf Turan. Turan hieß eigentlich Turan ad-Din Ayyub und war ein Abkömmling aus dem Stamme der Ayyubiden. Er war Muslim, schien seinen Glauben aber eher leicht zu tragen. Nach vielen Schicksalsschlägen hatte er sich den „militia christi“ als Tukopole angeschlossen und war einer ihrer besten Kämpfer geworden, was ihm Achtung und Ansehen unter den christlichen Mitstreitern eingebracht hatte. Wilhelm, Stephan und Turan wurden ein unzertrennliches Trio
und bestanden noch viele Kämpfe zusammen.
 
Nach Vorverhandlungen und intensivem Briefwechsel, schon vor seinem Kreuzzug, mit Sultan el-Kamil, Sohn Sultan Saladins, nahm Kaiser Friedrich nun direkten Kontakt mit dem Verhandlungsführer des Sultans, Emir Fahr ed-Din auf, und da er die arabische Kultur gut kannte und den Sultan offenbar beeindruckte, wurde ein Vertrag geschlossen bei dem die Christen Jerusalem und Bethlehem, ein Teil Galiläas sowie einen Korridor nach Jaffa bekamen. Trotz Intrigen und Hinterhalte der christlichen Orden und der christlichen Bevölkerung gegen den gebannten Kaiser, zog das Heer in der Zwischenzeit weiter nach Jaffa, und traf dort am 17. November ein. Hier wurde am 18. Februar 1229 der Vertrag unterzeichnet. Friedrich II. zog dann mit seinem Heer weiter nach Jerusalem wo er sich selbst am 18. März 1229 zum König von Jerusalem krönte.
 
Am 1. Mai 1229 verließ der Kaiser überstürzt das heilige Land und reiste zurück nach Sizilien. Dort hatte sich auf einwirken von Papst Gregor IX die politische Lage extrem verschlechtert. Seine Truppen waren in Apulien einmarschiert und vom Papst unterstützte Lehensbarone in Sizilien rebellierten auf. Am 10. Juni landete der Kaiser in Brindisi und mit Unterstützung von Hermann von Salza und Thomas von Accera wurde die Rebellion niedergeschlagen. Nach Gesprächen mit Papst Gregor wurde ein Jahr später der Bann von Friedrich II. genommen. Vor seiner Abreise ernannte er Wilhelm noch zum "Edlen" und erhob ihn in den edelfreien Adelsstand.
Da der Markgraf von Baden und seine Männer, darunter auch Belrem von Weißenstein mit Friedrich zurückkehrten, schloss sich das Trio, da sie noch im Outremer bleiben wollten, dem französischen Grafen Bertran de Montalban an. Dieser machte Wilhelm und Stephan zu Kastelanen der Burgen Raheb und Manueth bei Akkon. Anfang des Jahres 1233 trafen sie auf Raimund VII., den Grafen von Toulouse, einen guten Bekannten des Grafen Montalban. Da dieser beim Albigenserkreuzzug (1208-1248) gegen die Katharer, auf der "falschen Seite" stand, befand er sich auf einer vom Papst und französischen König angeordneten Pilgerreise. Raimund VII. schenkte Wilhelm
zur Erinnerung einen Schild mit seinem Wappen.
Ende 1233 erkrankte Wilhelm an Lepra oder auch Aussatz genannt. Er musste sich deshalb dem Lazarusorden anschließen und sich in deren Obhut begeben. Wenige Monate später wurde er, durch die gute Pflege der Lazarusbrüder, wieder als geheilt entlassen und blieb vortan dem Lazarus-Orden treu.
 
Nach langen Jahren des friedlichen Lebens, aber auch des steten Kampfes gegen innere und äußere Feinde, und dem Tod vieler guter Freunde, wollten sie nun endlich wieder zurück in ihre Heimat. Graf Bertran ließ sie nur wieder willig gehen, bedachte sie aber großzügig mit Geschenken und ihre Abfindungen vielen höher aus als erwartet. Zudem hatten sie durch ihre gut gehenden Lehen genug angespart und Wilhelm wurde noch zum "Edlen" erhoben.
 
Im Frühjahr des Jahres 1236 segelten sie mit einer Gallere des Lazarus-Ordens über Zypern, Rhodos und Kreta unbehelligt zurück Richtung Italien. Natürlich war auch Turan dabei. Doch nicht Italien war ihr Ziel, sondern Zadar, die Heimatstadt von Stephan. Hier wurden sie von seiner Familie herzlich begrüßt und aufgenommen.
Groß war die Freude über die Rückkehr des Sohnes.

Hier nun lernte Wilhelm auch die Schwester Stephans, Magdalena kennen. Magdalena, oder auch Ela genannt, war das 2. Kind von Baron Nikola di Agram und seiner Frau Rita. Sie wurde am 10. September 1219 in Zagreb geboren. Als ihr Vater venezianischer Generalkonsul von Kroatien wurde siedelte die Familie nach Zadar (Sara) um. Ela wurde im Kloster der heiligen Maria, das die Adlige Cika erbaut hatte, erzogen und kehrte mit 14 Jahren zurück zu ihrer Familie.
 
Einige Wochen der Erholung und Freude vergingen, da zogen Wilhelm und Turan weiter über die Alpen in Richtung Wirme. Die Freude über die Heimkehr des „verlorenen Sohnes“ war groß. Vieles hatte sich in den vergangenen Jahren verändert. Doch Wilhelm zog es zurück nach Zadar (Sara). Sie verabschiedeten sich im Sommer 1238 von seinen Eltern und Freunden und machten sich auf den Weg nach Kroatien.
 
Am 15.11.1239 heirateten Wilhelm und Magdalena in Zadar (Sara) in der Kirche des Heiligen Donatus. Auch Wilhelms Eltern waren anwesend und voller Freude über die neue „Tochter“.  Magdalenas Eltern schenkten ihnen zur Hochzeit die Insel Vir, auf der sie sich ein schönes stattliches Kastell bauten. Auch hielten  sie sich öffters in Andria, Foggia und Barletta am Hofe Friedrichs II. in Apulien auf, und hatten dort viele gute Freunde. Am 20. März des gleichen Jahres starb der Hochmeister des deutschen Ordens Hermann von Salza, den das „Trio“ beim Kreuzzug kennen gelernt hatte.
 
Nach vielen Jahren des Friedens, in denen sie Philipp, David und Gwendolina, drei liebevolle Kinder bekamen und aufzogen, kam die Kunde daß unser Kaiser Friedrich II. im Kastell Fiorentino in Apulien am 13. Dezember 1250 gestorben war.
 
Am 19. Juli 1256 starb Wilhelms Vater in Wirme. So reisten sie mit ihren Kindern und Turan, der immer noch bei Ihnen war und in der Zwischenzeit eine eigene Familie hatte, wieder über die Alpen zurück nach Wirme. Unterwegs trafen sie auf gute Freunde aus alter Zeit mit denen sie ein Stück des Weges mitzogen. Nach der Beisetzung von Wilhelms Vater hielten sie sich noch einige Zeit bei ihren Freunden auf, und reisten dann im Frühjahr 1257 mit der Mutter von Wilhelm zurück nach Vir.
 
Viele Jahre waren vergangen und sie befanden sich im Herbst ihres Lebens als sie von einem Kaufmann erfuhren, dass Berthold, der Sohn des Belrem von Weißenstein das Lehen, das die "von Wirme" einst besaßen, dem Markgrafen Rudolf I. von Baden, dem Sohn von Hermann V. von Baden am 29. August 1263 in einer Schenkung für erwiesene Gunst, zurück gab. Dies geschah im gleichen Jahr in dem Bernardo Guy, Großinquisator aus Rom in Italien, geboren wurde.
 
So endet die Geschichte derer von Wirme nach vielen Jahrzehnten im Raum Pforzheim.